Zu Kapitel I.:
Gibt es überhaupt Antikriegsfilme?

Einleitung
Gibt es Antikriegsfilme?
Der Vietnamkrieg
Verdeckte Kritik in Filmen der 60er
Heimkehrerfilme
The Deer Hunter
Apokalypse Now
Vietnam-Trilogie Oliver Stone
Individuum und Militär
Gardens Of Stone
Besondere Morde im Krieg
Drei Filme von Barry Levinson
Ein "schmaler Grat"
A Bright Shining Lie
Going Back — Vietnamtourismus?
Krieg als US-Staatskunst
Tagebuch & UN-Charta
Verlag, Autor, Unterstützer

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"Früher einmal fühlte sich das amerikanische Volk mit den Produkten der Hollywoodindustrie durch ein starkes Gefühl des Patriotismus verbunden, das von vornherein keinen Raum ließ für systemkritische Auseinandersetzungen und das gegen abträgliche Vergleiche mit der historischen Faktizität geradezu immunisierte. Seit Vietnam und Watergate hat sich das geändert."
Franz Everschor

"Tendenziell ist das, was man filmt, immer das, was man will. Eigentlich ist jeder Kriegsfilm ein Film für den Krieg."
Wim Wenders

Die Kritik an Krieg und Militarismus ist vor allem im Zusammenhang mit der Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg geradezu paradigmatisch geworden für das US-Kino. Merkmale des so geprägten Paradigmas sind je nach Filmtitel ganz unterschiedlich: die kritische Vermittlung der nationalen Kriegserfahrungen und der offiziellen Politik, die Infragestellung vermeintlich sauberer Interventionsgründe, die Durchbrechung des Grundschemas von "Gut und Böse" bzw. der oftmals rassistischen Aufteilung in "Freund und Feind", die Enttabuisierung von Kriegsverbrechen der eigenen Armee, die Entlarvung der Medienlüge als Teil von Militärpropaganda, der Verzicht auf eine Idealisierung des Militärs bis hin zur Aufdeckung einer Zerstörung des Individuums durch die Armee, die Zurückstellung patriotischer Botschaften, Abstinenz bezogen auf die sakrale Inszenierung nationaler Symbole (Flagge, Hymne), Entzauberung des Fetischismus im Militär (Medaillen- und Uniformkult), das Fehlen klassischer Heldenstereotypen und nicht zuletzt der ungeteilte Blick auf die Folgen des Krieges: die Leiden der zivilen Opfer, Soldaten, Veteranen und ihrer Angehörigen, die gesundheitlichen und ökologischen Langzeitverheerungen durch "Kriegsmittel", die nach Zusatzprotokollen der Genfer Konventionen eigentlich seit Jahrzehnten völkerrechtlich geächtet sind, die soziale und moralische Beschädigung der Gesellschaft durch den Wahn des Krieges, besonders auch die Zerstörung einer bestehenden demokratischen Kultur in kriegsführenden Ländern ...

Im Buch "Napalm am Morgen" wird jedoch auf den Terminus "Antikriegsfilm" durchgehend verzichtet; unterschieden werden innerhalb des Genres "Kriegsfilm" ein eher kritisches und ein propagandistisches Paradigma. Diskutiert werden im I. Kapitel u.a. folgende Fragen: Welche Rolle spielen die Zuschauererwartungen? Können auch so genannte Gefechtsfilme eine Kritik des Krieges vermitteln? Wann erscheint die Darstellung von Gewalt hilfreich?

Berücksichtigt werden an dieser Stelle vor allem solche Klassiker und Titel, die nicht dem Vietnamfilmgenre angehören.


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