Einleitung Gibt es Antikriegsfilme? Der Vietnamkrieg Verdeckte Kritik in Filmen der 60er Heimkehrerfilme The Deer Hunter Apokalypse Now Vietnam-Trilogie Oliver Stone Individuum und Militär Gardens Of Stone Besondere Morde im Krieg Drei Filme von Barry Levinson Ein "schmaler Grat" A Bright Shining Lie Going Back — Vietnamtourismus? Krieg als US-Staatskunst Tagebuch & UN-Charta Verlag, Autor, Unterstützer [zurück] [weiter] |
"Ich leide seit 1987 am posttraumatischen Stress-Syndrom
(PTSS). ... Erst 19 Jahre nach dem Krieg erkrankte ich daran. Ich sah,
dass ich mich drastisch veränderte, auch meine Frau merkte, dass
etwas mit mir nicht stimmte, jedoch wussten wir nicht, was es war
... Der eigentliche Grund für PTSS bei mir ist, dass ich zu viele
Menschen getötet habe. Das tut mir heute unendlich Leid. Sie
schauten mich an, und ich schaute sie an. Das werde ich niemals
vergessen können. Ich glaube, je älter man wird, desto mehr
Wertschätzung hat man dem Leben gegenüber. Ich bin kein
gewalttätiger Mensch, aber der Krieg hat mich
geprägt. ... Und immer noch kann ich in meinen Alpträumen
riechen, kann den Kampf riechen, und wenn das losgeht, dann habe ich
Probleme." US-Vietnamveteran Mike Lake
"Sie trainierten mich zu töten. Sie schickten mich nach
Vietnam. Sie sagten mir aber nicht, dass ich Kinder bekämpfen
würde."
"Es ist so, als würde man sein eigenes Grab besuchen und
dabei Dinge sehen, die man niemals zurück bekommt." — "Mein Gott,
das war so furchtbar. Soll man unsere Sünden vergeben?"
Mit eisiger Ablehnung reagierte die US-Gesellschaft auf Heimkehrer des
Vietnamkrieges. Sie standen für die Niederlage. Doch Anfang der
80er Jahre ernteten die Veteranen spätes Lob. Man sagte
allgemein: "Wow, ihr Jungs habt gute Arbeit geleistet!"
Geholfen hat solcher
Zuspruch wohl kaum einem Soldaten. In jeder Großstadt der USA
gibt es in den Veteranenzentren Therapieangebote für Teilnehmer
des Vietnamkrieges. Für die vom Militär auf neunzig Prozent
hochkonditionierte Tötungsrate muss die Gesellschaft der
Vereinigten Staaten bis heute einen hohen Preis bezahlen. Das Trauma
haben kritische Heimkehrerfilme (Kapitel IV) vermittelt, lange bevor
die subventionierte Staatskunst mit "WE WERE
SOLDIERS" 2001
ein ungetrübtes Heldenideal der Vietnamveteranen in die Kinos
schickte. Wie tröstlich sind angesichts des zuletzt genannten
Titels Menschen, die ihre inneren Kriegsverwundungen nicht durch einen
Unschuldswahn verarbeiten. Der Vietnamveteran Larry aus New York hat
als "US Marine Lone Ranger" sehr viele Menschen im Nahkampf
getötet.
Nach dem Krieg konnte er
sich als Familienvater und Geschäftsmann
etablieren. Schuldgefühle über die blutberauschte "Lust am
Töten" brachen erst hervor, als seine Mutter starb. Das bedeutete
für ihn einen so großen Lebenseinschnitt, dass er alles
verlor und auf der Straße landete. Nach einer Begegnung mit dem
Zen-Buddhisten Claude, der auch als ausgebildeter Killer in Vietnam
war, ist er von den Drogen los gekommen. Er ernährt sich von drei
Jobs, bettelt nie, verzichtet auf eigenen Besitz und lebt jetzt
freiwillig auf der Straße. Larrys Geschichte wäre für
einen Spielfilm eine verheißungsvolle Vorlage. Bekannter noch
ist der US-amerikanische Bischof Robert Bowan, Geistlicher der United
Catholic Church in Florida. In Vietnam hat Bowan über hundert
Kampfeinsätze geflogen. Heute wird seine Stimme weit über
die Grenzen der US-Friedensbewegung hinaus gehört. Er hofft auf
ein Christentum, das sich nach dem Vorbild der ersten drei
Jahrhunderte der staatlichen Kriegspolitik konsequent verweigert.
Auch an Widerstand innerhalb der US-Army ist zu erinnern. Am
6. März 1998 erhielten Pilot Hugh Thompson, Schütze Lawrence
Colburn und der gefallene Glenn Andreotta am Vietnam Veterans Memorial
in Washington die Soldier`s Medal. Sie hatten während des My
Lai-Massakers Vietnamesen vor mordenden US-Soldaten
geschützt. Zur My Lai-Gedenkfeier in Vietnam bekannte Thompson:
"Ich bin glücklich wieder hier zu sein und gleichzeitig furchtbar
traurig. Ich bin nahe daran zusammenzubrechen, was ich nicht will,
aber heute kann ich meine Gefühle nicht kontrollieren." Lawrence
Colburn äußerte: "Ich bete dafür, dass wir eines Tages
fähig sind, unsere Kriegsmentalität abzulegen, denn Krieg
ist Wahnsinn!" Zu diesem Zeitpunkt war es bereits seit Mitte der 90er
Jahre verstärkt zu Begegnungen zwischen US-amerikanischen und
vietnamesischen Veteranen gekommen. "Die amerikanische
Tourismusbranche begann, regelrechte Veteranenreisen anzubieten, und
auch für junge Amerikaner wurde das traditionsreiche und
landschaftlich reizvolle Land allmählich zu einem attraktiven
Reiseziel." (Frey 2002) Traumurlaub in Vietnam "21 Tage von Danang
bis ins Mekong-Delta" unter Einschluss wichtiger
"Sehenswürdigkeiten" der Kriegsgeschichte gehören auch bei
uns zum Reiseangebot.
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